Landtagsabgeordnete und Stadträte informierten sich im Uniklinikum und DKFZ
Heidelberg. Das Universitätsklinikum Heidelberg und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind von herausragender Bedeutung, nicht nur für Stadt und Region, sondern bundesweit. Um vor Ort mehr zu erfahren, besuchten die CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Albrecht Schütte (Sinsheim/ Betreuungsabgeordneter für Heidelberg), Karl Klein (Wiesloch), Julia Philippi (Weinheim) und Stadtrat Alexander Föhr auf Initiative von Stadtrat Werner Pfisterer beide Institutionen.
Im Gespräch mit Mitgliedern des Vorstands des Universitätsklinikums Heidelberg informierte zu Beginn Pflegedirektor Edgar Reisch über die Situation. „Zum ersten Mal können wir die Ausbildungsplätze für das kommende Jahr nicht vollständig besetzen“, so Reisch, was er auf die geringe Bezahlung und das nicht adäquate Ansehen für die Berufsgruppe zurückführte. Um diese Lücke zu füllen, werbe man gezielt Fachkräfte von außerhalb der EU an. Aktuell stünden dabei Serbien und Bosnien-Herzegowina im Fokus. Dabei sei das Verfahren sehr langwierig und die Dauer nehme eher noch zu, berichteten Reisch und Professor Dr. Matthias Karck (Stellvertretender Leitender Ärztlicher Direktor).
Wie auch von allen folgenden Gesprächspartnern wurde die schwierige Verkehrssituation rund um das Neuenheimer Feld angesprochen. Fast täglich stünden viele über eine Stunde im Stau. Insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kindern in Kitas oder Kindergärten litten unter der mangelnden Planbarkeit. Bei stetig steigender Anzahl von Arbeitsplätzen werde der Ruf nach ernsthaften Lösungen immer drängender, so Markus Jones, stellvertretender Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums. Einiges habe man in den letzten Jahren beispielsweise für den Radverkehr getan, aber bei circa 70% Einpendlern von außerhalb Heidelbergs und Dienstzeiten rund um die Uhr seien nicht wenige aufs eigene Auto angewiesen.
Inzwischen haben sich Mitarbeiter in einem offenen Brief an den Vorstand gewandt und eine Online-Petition gestartet, um Druck auf die Stadt auszuüben. Der Gedanke, Teile der Forschung vom Klinikum räumlich (z.B. im PHV) zu trennen, gefährde den Standort an sich. Trotz aller moderner Kommunikationstechnik ersetze nichts den regelmäßigen persönlichen Austausch, ganz abgesehen davon, dass viele Mitarbeiter im Klinikum und den Forschungseinrichtungen gleichzeitig tätig seien.
Im zweiten Teil des Besuchs führten Dr. Tilman Schöning (Stellvertretender Apothekenleiter) und Dr. Dominic Störzinger (Abteilungsleiter pharmazeutische Logistik) durch die Räume der Apotheke des Universitätsklinikums, quasi ein Mittelständler im Bereich Logistik und Pharmazie. So werden unter anderem im Bereich der Onkologie patientenindividuell Medikamente vor Ort hergestellt. Dabei stünden im Mittelpunkt aller Aktivitäten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets die Patienten.
Schütte erkundigte sich nach Lieferengpässen. Schöning dazu: „Durch vorausschauende Planung und einen großen vorrätigen Bestand können wir die immer wieder auftretenden kurzfristigen Lieferengpässe so auffangen, dass es die Patienten meist gar nicht merken.“ Allerdings gebe es bei einigen Medikamenten mit der Konzentration auf sehr wenige Produktionsstandorte bedenkliche Entwicklungen. Die Politik sei gefragt, sich vorausschauend dieses Themas anzunehmen.
Im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), das kürzlich bei einer internationalen Begutachtung als eine der besten Krebsforschungsinstitutionen weltweit ausgezeichnet wurde, sprach Prof. Dr. Michael Baumann (Wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender) über den zukünftigen „Tsunami an Krebserkrankungen“: Bis 2030 würde sich weltweit die Zahl von Neuerkrankungen verdoppeln. Die Krebsforschung arbeite an verschiedenen Fronten, um diese Entwicklung zu beeinflussen. Besonders wichtig sei hier die Prävention: „Das ist die beste und wichtigste Karte, die wir in der Hand haben“. Neben einem Lebensstil ohne Rauchen, mit wenig Alkohol, viel Bewegung und der Vermeidung von Übergewicht nannte er als Beispiel für Prävention die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. „Damit kann dieser Krebs ausgerottet werden, aber in Deutschland wird viel zu wenig geimpft“, so Baumann. In Australien werde die Impfung direkt in Schulen angeboten, womit man fast 80% der Mädchen erreiche im Vergleich zu nicht einmal 40% hierzulande.
Philippi, Klein und Schütte sagten ihre Unterstützung zu, einen Entwurf zur Verbesserung der Situation in Stuttgart zu präsentieren. Dem Gespräch schloss sich eine Besichtigung des 7-Tesla-Magnetresonanztomographen (MRT) und eines Labors im DKFZ an. Mit dem hochauflösenden Tomographen wird aktuell versucht, die tatsächlichen Grenzen bösartiger Hirntumoren präziser zu erkennen , um so den Krebs deutlich gezielter behandeln zu können. Bei der Forschung der Gruppe von Professor Dr. Christoph Plass geht es darum zu verstehen, welche Teile der Erbinformationen von Krebszellen im Vergleich zu gesunden Zellen genutzt beziehungsweise unterdrückt werden und wie man das von außen beeinflussen kann. (Text/Fotos: Christine Nahrgang)