Seit einigen Jahren führt die CDU-Fraktion – auf eigene Kosten – Studienfahrten zu den benachbarten europäischen Hauptstädten durch.
So waren wir bisher in Brüssel, Stockholm und Budapest, um vor Ort die historischen, kulturellen und kommunalen Fragen und deren Lösungen kennenzulernen.
Unser Fraktionsvorsitzender Jan Gradel hatte die Fahrt bestens vorbereitet, vom Flugplatz Baden-Baden gelangten wir mit Ryan Air preiswert in 90 Minuten nach Rom Ciampino, unser Hotel „Albergo Sole“ lag mitten in der Altstadt, in der Nähe von Campo de Fiori und Piazza Navona. Alles um uns herum war ein bisschen anders als in unserer Altstadt, die Straßen, Gassen und Plätze sind einheitlich gepflastert mit Naturbasaltsteinen, wie wir sie vom Katzenbuckel kennen. Auf die Frage, woher die Steine kommen, erhielten wir die überraschende Antwort: „Als Ballast kostenlos aus China.“ Da braucht sich Klaus Weirich nicht mehr darüber ärgern, dass die Granitsteine in der Rohrbacher Straße auch aus China kommen und nicht vom Odenwald.
Auf allen Plätzen gibt es Außenbewirtschaftung, wer kann, bietet auch Gasträume im Obergeschoss an, was die SPD in Heidelberg mit allen Mitteln verhindern will. Wir fühlten uns wohl im Obergeschoss, mit Blick auf die Kuppeln der Kirchen, auf die Denkmäler und das bunte Treiben auf den Plätzen, wohl behütet durch Dauerpräsenz der Polizei, die unter Berlusconi knallhart auf die Einhaltung der Ordnung in der Öffentlichkeit wacht. An der Sauberkeit in Rom könnte sich Heidelberg ein Beispiel nehmen.
Am Sonntag war das Zentrum autofrei, dank eines Marathonlaufs durch die historische Altstadt. Ein Läufer brach am Schluss tot zusammen, wie beim ersten Marathon im alten Hellas. So weit braucht man die Geschichte nicht zu kopieren.
Wobei in Rom Geschichte und Gegenwart untrennbar verbunden sind, wie wir bei unserem Hotel studieren konnten. Es ist Teil des Teatro Pompeio, das um 5o v. Chr. von Pompeius Magnus auf dem Marsfeld errichtet wurde. Um das noch besser einzuordnen, sei daran erinnert, dass Pompeius Schwiegersohn von Caesar war. Nach dem Tode der Julia wurden die beiden Gegner im Bürgerkrieg, den Caesar gewann. Das Theater, aus soliden Quadern erbaut, hat die Jahrhunderte bis zum Ende des Römischen Reiches überdauert. Im frühen Mittelalter, als die Einwohnerzahl von zwei Millionen auf ca 25.000 zurück ging, wurde es zum Steinbruch. Zum Glück blieben die Außermauern erhalten, die jetzt als Halbrund die Außenbegrenzung unseres Hotels und der angrenzenden Häuser bilden. Aus der früheren Bühne wurde ein Innenhof, darunter liegt eine Tiefgarage, im Halbrund sind die Zimmer eingerichtet, eine Theatersanierung auf römisch. Und hier ereilte uns die Kunde, dass unser Heidelberger Theatersanierer Peter Spuhler einen Ruf an das Staatstheater Karlsruhe erhalten hat. Einen besseren Rahmen für Gespräche über unser Theater kann man sich kaum denken.
Die Tage waren ausgefüllt mit anstrengenden Spaziergängen und Besichtigungen. Jan hatte einige exklusive Besuche in den Vatikanischen Gärten und zum Grab des Apostelfürsten Petrus unter dem Petersdom schon vor Monaten gebucht. Das Foto zeigt die Fraktion in bester Laune vor der Kuppel des Michelangelo. Es schlossen sich Besuche in den Museen und der Sixtinischen Kapelle an.
Margret Dotter war begeistert vom Turm der Winde, in dem die schwedische Königin Christine nach ihrer Übersiedlung von Stockholm nach Rom ihre erste Wohnung nahm. Der Papst hatte dort die Windstärken und die Windrichtung messen lassen und daraus die ersten Wetterprognosen geben können.
Ein anderer Höhepunkt war der Besuch des Forum Romanum. In den Basiliken kann man noch heute im Fußboden die Umrisse der Spiele sehen, mit denen sich die Römer gerne die Zeit vertrieben. Warum soll bei uns ein Schachbrettmuster auf dem Neuenheimer Marktplatz stören?
Schließlich bestiegen wir noch den Palatin-Hügel, für Senioren ab 65 Jahren kostenlos. Hier ließen Augustus und andere Kaiser ihre riesigen Paläste bauen, über Kaiser Karl den Großen und seine Paläste, die nach der fränkischen Lautverschiebung zu Pfalzen wurden, beziehen wir Pfälzer also unseren Namen nach einem der sieben Hügel Roms. Und noch eine Verbindung Rom-Heidelberg: An der Cestius-Pyramide befindet sich der Ausländerfriedhof Roms. Hier liegt würdig begraben unser Maler der Romantik Carl Philipp Fohr, der 1818 im Tiber ertrank. An ihn erinnert auch das Café Greco, wo sich die deutsche Künstlergemeinde zu Anfang des 19.Jh. traf. Es steht heute unter Denkmalschutz. Ein Capuccino dort war uns Verpflichtung. Und solche Treffen schaffen dauernde Erinnerungen und geben Energie zur weiteren Stadtratsarbeit.
Ernst Gund
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