Veranstaltung der MIT Heidelberg mit der Bundestagsabgeordneten Maria Michalk
Heidelberg. (lgt) Wachstumsmarkt Gesundheit: Was ist die Gesundheit wert? Mit diesem Thema befasste sich am 11. Oktober 2012 der MIT Kreisverband Heidelberg in den Räumen des Helmstädter Herrenhauses in Handschuhsheim.
Die Referentin Maria Michalk, MdB, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit des Bundestages, beleuchtete das Thema in einem hervorragenden, knapp einstündigen Vortrag.
„Das deutsche Gesundheitswesen ist eine dynamische Wirtschaftsbranche mit hoher Innovationskraft und erheblicher ökonomischer Bedeutung“, so Michalk in ihrer Einführung.
Aus den vorgelegten Zahlen war ersichtlich, dass zwischen 1999 und 2007 ein Plus von 265.000 Beschäftigten (6,5%), erreicht wurde.
Derzeit arbeiten 4,8 Mio. Menschen – davon 3,4 Mio. Frauen – in der Branche. Bundesweit gibt es 230.000 Firmen und Betriebe in diesem Sektor.
Weitere interessante Zahlen belegen, dass sich immer mehr und immer neue Betriebe in dem Bereich Gesundheitswirtschaft entwickeln. Damit steigen eben auch die Beschäftigtenzahlen von Ärzten über Pflegekräften bis zu den Beschäftigten in der Medizintechnik von rund 2.830.800 Mio. Menschen. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt betrug 2010 – 287 Mrd. Euro. Prognose: 2030 arbeiten über 20 % aller Beschäftigten im Gesundheitswesen. Folge: Im Bundeswirtschaftsministerium wurde ein neues Referat „Gesundheitswirtschaft“ eingerichtet.
Das politische Ziel sei es, das Gesundheitswesen so umzusteuern, dass Wachstum und Beschäftigung bei steigenden Gesundheitsausgaben nicht gefährdet werden.
Verlässlichkeit und Planbarkeit seien notwendig, um die Wachstumspotenziale des Gesundheitswesens umsetzen zu können.
Die aktuellen Herausforderungen, wie die demografische Entwicklung, drohender Fachkräftebedarf, der Wunsch, lange jung und leistungsfähig zu leben, sind bekannt.
Die andere Seite ist aber, dass laut dem Zukunftsforscher Leo A. Nefiodow der Gesundheitssektor die nächste ‚Boombranche` ist. Laut Nefiodow, der sich mit den Entwicklungen in marktwirtschaftlich organisierten Ländern befasste, ist von Zyklen mit einer Dauer von ca. 60 Jahren auszugehen, die seit dem 18. Jahrhundert empirisch nachvollziehbar sind.
Warum jetzt also das Gesundheitswesen?
– Es gibt ein wachsendes Bedürfnis nach Gesundheitsausgaben
– Die Menschen sind bereit, größere Teile ihres Einkommens nicht nur für Medikamente, sondern auch für gesunde Ernährung und Gesundheitsleistungen aller Art auszugeben.
– Der sozial und seelisch gesunde Mensch ist in der modernen Arbeitswelt immer bedeutsamer, weil wettbewerbsbestimmend.
– Medizintechnik, Biowissenschaften und alternative Medizin werden immer leistungsfähiger.
Nach Dampfmaschine, Eisenbahn, Elektrotechnik (Chemie) Automobil, Informationstechnik (Computer) stehen wir vor der nächsten Entwicklungsepoche.
Bisher werden nur 3 % der vorhandenen Mittel für die Vermeidung von Krankheiten verwendet, 97 % für Erforschung, Diagnose, Therapie und Verwaltung der Krankheiten. Künftig wird es darum gehen, Krankheiten zu vermeiden.
Die Basisinovationen sind: Biotechnologie, Biomarker. Die Gesundheitswirtschaft wird eine ganzheitliche Branche; alle Bereiche gilt es dann zu nutzen. Neben der akuten und ambulanten medizinischen Versorgung gehören auch die Bereiche Wohnen, Tourismus, Sport, Freizeit und Ernährung dazu.
Ein neues Motto könnte also nach Albert Schweizer auch lauten: „Jeder trägt einen inneren Arzt in sich. Dem muss geholfen werden, an die Arbeit zu gehen.“
Nach dem Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Michalk beantwortete hierbei alle Fragen der Teilnehmer.
(Text: Lucia Gnant, stv. Vorsitzende und MIT-Pressesprecherin)