Zukunftschancen kann man machen: eine gute Bildung und gute Ausbildung sind dafür heute wichtiger als jemals zuvor. Das weltweit vorhandene Wissen verdoppelt sich alle fünf Jahre, und es ist mit den modernen Kommunikationsmitteln für immer mehr Menschen immer schneller zugänglich. Gerade ein rohstoffarmes Land wie Baden-Württemberg ist auf Spitzenqualität in Bildung und Ausbildung angewiesen. Unser zukünftiger wirtschaftlicher Erfolg und die Gewährleistung der sozialen Sicherheit hängen ganz entscheidend von der schulischen und beruflichen Qualifikation der Menschen hier im Land ab. Bildung und Qualifikation sind mehr denn je alles andere als Luxus, sondern grundlegende Investitionen in die Zukunft.
Für die CDU Baden-Württemberg ist Bildung deshalb das Top-Thema der kommenden Jahre. Wir investieren in die Köpfe der Menschen, in ihre Zukunftschancen und damit in die Sicherung der Leistungsfähigkeit unseres Landes. An unseren Schulen und Hochschulen entscheidet sich schon heute, wo wir morgen stehen werden. Deshalb wollen wir ein Bildungssystem, das Leistung fördert und unterschiedlichen persönlichen Bedürfnissen und Begabungen gerecht wird: nicht allen dasselbe, sondern jedem das seine. Wir wollen unsere Kinder nicht nur auf Leistung trimmen. Wir spielen Elitebildung und Breitenbildung nicht gegeneinander aus. Wir wollen jeden nach seinen Möglichkeiten fördern und fordern. Deshalb halten wir am bewährten gegliederten Schulsystem mit Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Sonderschulen fest. In unserem pluralen Schulwesen haben auch Schulen in freier Trägerschaft einen wichtigen Platz. Gesamtschulexperimente auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer wird es mit uns nicht geben. Unsere vielfältige Hochschullandschaft mit Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen, Berufsakademien sowie Kunst- und Musikhochschulen wollen wir erhalten und weiter entwickeln. Vielfalt ist unsere Stärke; sie sichert Wahlmöglichkeiten und Bildungschancen überall in unserem Land. Wir wollen Bildungseinrichtungen, die auf das Leben vorbereiten und die Grundlagen für lebenslanges Lernen schaffen. Bildung und Weiterbildung gehen nicht mehr nur junge Menschen an; sie sind in einer modernen Wissensgesellschaft Lebensaufgabe für alle. Unser Leitbild ist die lernende Gesellschaft. Gute Schulen für gut ausgebildete Schülerinnen und Schüler Die Sicherung der Unterrichtsversorgung an unseren Schulen ist für die CDU Baden-Württemberg eine Aufgabe mit höchster Priorität. Wir arbeiten auch in Zukunft für eine gute Unterrichtsversorgung. Freiwerdende Lehrerstellen werden weiterhin in vollem Umfang wieder besetzt. Für die laufende Legislaturperiode schaffen wir 5.500 neue Lehrerstellen. Die Lehrerkollegien im Land werden sich wieder deutlich verjüngen; Absolventen von Lehramtsstudiengängen werden gute Einstellungschancen haben. Wir fördern den Schulhausbau auch in Zukunft, damit das Raumangebot an unseren Schulen bedarfsgerecht erweitert und der Unterricht in einem attraktiven Umfeld stattfinden kann. Wir verstehen Schulpolitik auch als Beitrag zur besseren Vereinbarung von Aufgaben in Familie und Beruf. Deshalb haben wir die verlässliche Grundschule auf den Weg gebracht. Wir wollen Eltern ihre Erziehungsaufgaben nicht abnehmen, aber ihnen dabei helfen, dass sie diesen Aufgaben gerecht werden können. Deshalb wollen wir ganztägige Lehr- und Betreuungsangebote an den Schulen weiter ausbauen und dabei Elterninitiativen mit einbeziehen. Wir werden die Befristung der Schulsozialarbeit und ein stärkeres finanzielles Engagement überprüfen. Auch die inhaltliche Gestaltung des Schulunterrichts ist für die Berufschancen junger Menschen wichtig. Sie muss den Anforderungen der Arbeitswelt von heute und morgen Rechnung tragen, damit Schulabgängerinnen und -abgängern eine möglichst breite Palette von Wahlmöglichkeiten offen steht. Deshalb haben wir den flächendeckenden Unterricht in einer Fremdsprache an den Grundschulen ab der ersten Klasse bereits verwirklicht; Baden-Württemberg wird das erste Land sein, in dem alle Schüler, die einen Abschluss erwerben, mindestens neun Jahre in Fremdsprachen ausgebildet sein werden. Neben Sprachkenntnissen entscheiden vor allem gute Kenntnisse in naturwissenschaftlich-technischen Fächern über die Zukunftschancen junger Menschen. Diese sind wegen des bestehenden Ingenieurmangels besonders gut. Im Zuge der Weiterentwicklung der gymnasialen Bildungspläne haben wir auch den naturwissenschaftlich-technischen Bereich mit einem Profilfach gestärkt. Die Technik muss den Menschen dienen. Das geht in einer zunehmend technisierten Welt nur, wenn die Menschen die Technik begreifen und verantwortungsvoll nutzen können. Unsere Bildungspolitik trägt dazu bei. Mit der Fortsetzung der »Medienoffensive Schule« wollen wir erreichen, dass sich Schülerinnen und Schüler die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln aneignen können. Junge Menschen sollen die Neuen Medien beherrschen und nicht umgekehrt. Wir werden im Rahmen der neuen »Zukunftsoffensive Junge Generation« in den kommenden fünf Jahren die Mittel für die Neuen Medien an der Schule ausweiten, die Lehreraus- und -fortbildung in diesem Bereich verstärken und noch mehr in Inhalte, in Lernsoftware investieren. Den Zugang der Schülerinnen und Schüler zu modernen Computern und zum Internet wollen wir in Zusammenarbeit mit den Schulträgern weiter verbessern, auch was die Finanzierung anbelangt. Unser Ziel ist es, daß Baden-Württemberg das erste Bundesland sein wird, in dem der Laptop für jeden Schüler spätestens ab Klasse 9 eingeführt wird. Auch der verstärkten Vermittlung von Grundkenntnissen wirtschaftlicher Zusammenhänge wollen wir unsere Aufmerksamkeit widmen. Den musisch-künstlerischen Unterricht werden wir weiterhin gleichrangig behandeln und den Religionsunterricht an unseren Schulen selbstverständlich beibehalten. Wir messen der Zusammenarbeit der Schulen mit Vereinen, insbesondere Sport- und Musikvereinen, hohe Bedeutung bei; wir wollen sie fortsetzen und wo immer möglich und sinnvoll erweitern. Um den Sportunterricht der Zeit anzupassen, beabsichtigen wir neue und somit aktuelle Sportinhalte und –arten einzuführen. Hierbei sollen die Schüler auch über biochemische Prozesse, Anatomie und gesunde Bewegungsabläufe informiert werden, denn Ziel des Sportunterrichts ist, die Gesundheit der Schüler zu fördern und nicht zu schädigen. (Rückengymnastik, Kraft-Ausdauer, Selbstverteidigung, Autogenes Training…). Ehrenamtliches Engagement und soziale Kompetenz von Schülerinnen und Schülern sollen in Schule und Ausbildung besonders gewürdigt werden. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass an unseren Schulen die grundlegenden Werte des menschlichen Zusammenlebens vermittelt werden. Informationen sind noch nicht Wissen, und Wissen ist noch nicht Bildung. Es bedarf der Aneignung, Verarbeitung, Orientierung, Bewertung, Erziehung. Deshalb brauchen wir weiter den Menschen, den Einzelnen, der sich anstrengt, den Lehrer, den Ausbilder und den Jugendleiter als Vorbild. Ihrer Leistung zollen wir Respekt. Uns liegen alle Schularten gleichermaßen am Herzen. Wir spielen keine Schulart gegen die andere aus, denn sie müssen zum Wohl der Schülerinnen und Schüler zusammenarbeiten und flexible Übergänge gewährleisten. Haupt- und Realschulen müssen jungen Menschen die Grundlagen für gute Startchancen in die berufliche Bildung vermitteln, Gymnasien die Basis für ein erfolgreiches Studium legen. Ab dem Schuljahr 2004/2005 wird in Baden-Württemberg das Abitur nach 12 Jahren abgelegt werden. Wir halten fest am bewährten dualen System in der beruflichen Bildung. Es soll in den kommenden Jahren noch attraktiver gemacht werden. Dazu bedarf es der weiteren Entwicklung neuer Berufsbilder und der qualitativen und finanziellen Aufwertung des Berufsbildes des Berufsschullehrers, damit Auszubildende ihre beruflichen Chancen in neuen Tätigkeitsfeldern wahrnehmen können. Wir werden den Ausbau der Klassen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie weiter fördern und die Gewinnung der notwendigen Lehrkräfte vorantreiben. Wir treten dafür ein, dass berufliche Abschlüsse künftig auch in mehreren Stufen erreicht werden können. Mit den in Baden-Württemberg eingesetzten Jugendberufshelfern tragen wir dazu bei, dass vorwiegend praktisch begabte Schulabgängerinnen und -abgänger einen besseren Zugang in den Arbeitsmarkt bekommen können. Daran wollen wir festhalten. Wir lassen die Schwächeren und Benachteiligten nicht hängen. Moderne und leistungsfähige Hochschulen Baden-Württemberg ist das Pionierland der Hochschulreformen. Wir haben die bundesweit höchste Dichte an Hochschulen. Der Leistungsstandard unserer Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen, Kunst- und Musikhochschulen sowie Berufsakademien ist anerkanntermaßen gut. Wir werden ihn weiter ausbauen, damit Studentinnen und Studenten in Baden-Württemberg beste Chancen auf den Arbeitsmärkten von morgen haben. Hierfür werden wir einen Gutteil der Mittel aus der neuen ”Zukunftsoffensive Junge Generation” einsetzen. Wir befürworten im Interesse der Studierenden und Lehrenden den Wettbewerb der Hochschulen und bereiten unsere Hochschulen darauf vor. Mit neuen Leitungsstrukturen und mehr eigenen Entscheidungsrechten haben wir unsere Hochschulen gestärkt. In Zukunft wird es darauf ankommen, dass die Hochschulen ihre neuen Möglichkeiten nutzen und darüber hinaus insbesondere ihre finanziellen Mittel wirksam und sparsam einsetzen. Hierzu werden wir die notwendigen Steuerungsinstrumente, bis hin zur kaufmännischen Buchführung, einführen und erproben lassen. Mit Zielvereinbarungen zwischen dem Land und den einzelnen Hochschulen werden wir sicherstellen, dass die Studienangebote regional und fächerbezogen ausgewogen sind und an den einzelnen Hochschulen besondere wissenschaftliche Schwerpunkte geschaffen werden. Wir werden unsere Hochschulen weltweit noch besser bekannt machen, um noch mehr hoch qualifizierte ausländische Studentinnen und Studenten für ein Studium in Baden-Württemberg zu gewinnen. Wir treten dafür ein, mehr Studentinnen und Studenten aus Baden-Württemberg durch Stipendien einen Studienaufenthalt im Ausland zu ermöglichen, damit sie sich zusätzliche Qualifikationen und Chancen für eine lukrative Arbeitsstelle erwerben können. Um den baden-württembergischen Schulabgängern die Chancen auf einen Studienplatz im Ausland zu verbessern, wird das Land auf freiwilliger Basis einen Standardtest (TOEFL o.ä.) in allen Abschlussklassen an Gymnasien ermöglichen. Wir bauen im Land eine Evaluierungsagentur auf, die den Leistungsstand der einzelnen Hochschulen im Bereich der Lehre ermittelt und Vergleiche möglich macht. Die damit geschaffene Transparenz wird dazu führen, dass sich die Anstrengungen der Hochschulen zur Verbesserung der Lehre und der Lehrbedingungen verstärken werden. Wir fordern die anderen Länder auf, diesem Beispiel zu folgen, damit ein bundesweiter Vergleich der Leistungsfähigkeit der Hochschulen in der Lehre möglich wird. Nicht nur die Leistungen der Studierenden, sondern auch die Leistungen der Lehrenden verdienen eine Bewertung und sollen bei deren Vergütung stärker berücksichtigt werden. Die Einführung von Gebühren für Langzeitstudenten ab dem 14. Semester hat zu einer spürbaren Entlastung der baden-württembergischen Hochschulen geführt. So ging die Zahl der Studierenden im 14. und höheren Hochschulsemester zwischen Wintersemester 1997/87 und 1999/00 von 34.200 auf knapp 21.000 zurück (- 39%). Besonders stark war der Rückgang an den Universitäten (-42%). Im Interesse der nachkommenden Bewerberinnen und Bewerber um einen Studienplatz halten wir an den Langzeitstudiengebühren fest. Die bestehenden „Freischuß“-Regelungen wollen wir ausweiten, damit noch mehr Studentinnen und Studenten die Möglichkeit haben, ihr Studium schnell abzuschließen und ohne prüfzeitenbedingte Verzögerungen in das Erwerbsleben einzutreten. Allgemeines Ziel muss es sein, dass ein Studium in der Regel im Alter von 25 Jahren abgeschlossen ist. Unser seit langen Jahren verfolgtes Konzept, die Angebote der Hochschulen stärker auf die Notwendigkeiten des Arbeitsmarkts und damit die Berufs-, Einkommens- und Lebenschancen der Studierenden hin zu orientieren, hat sich als richtig erwiesen. Wir werden auch in Zukunft daran festhalten. Ein Schwerpunkt werden dabei die Bereiche Informatik und Neue Medien sein. Mit einem 222-Millionen-Programm werden wir ausgehend von einem schon hohen Niveau und in kürzester Zeit über 40 Prozent mehr Plätze für Studienanfänger im IT-Bereich an unseren Hochschulen und Berufsakademien schaffen. Das Programm Virtuelle Hochschule mit seinen multimediagestützten Ausbildungsformen werden wir weiterführen und Zug um Zug in den verschiedenen Ausbildungsbereichen und Studiengängen verankern. Die in den kommenden Jahren noch zunehmenden Schülerzahlen werden mittelfristig auch zu einer höheren Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern um einen Studienplatz führen. Deshalb ist eine vorausschauende Politik notwendig, die sich auf diese Gegebenheit einstellt. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um den Studentinnen und Studenten der Zukunft sowie auch dem Lehrpersonal an unseren Hochschulen attraktive Bedingungen für Studium, Forschung und Lehre zu gewährleisten. Wir werden die Hochschulen diesem Ziel gemäß weiter ausbauen. (Auszug aus: „Erfolgskurs Süd. Regierungsprogramm 2001-2006“. Beschlossen vom 42. Landesparteitag am 27. Januar 2001 in Mannheim)