Heidelberg. „Trotz der heftigen Kritik von Befürwortern und Skeptikern am vorliegenden Gesetzenwurf hat der Landtag von Baden-Württemberg die Einführung der Gemeinschaftsschule zum kommenden Schuljahr 2012/13 beschlossen. Damit wurde ein in hohem Maße ideologisch motiviertes Vorhaben mit den Stimmen von GRÜNEN und SPD zum vorläufigen Abschluss gebracht. Um die möglichen Folgewirkungen für das Land möglichst frühzeitig und systematisch abschätzen zu können, hat die CDU-Fraktion Ende März einen ‚Qualitätsabgleich Gemeinschaftsschule‘ vorgenommen. Dabei kamen Befürworter wie Skeptiker der Gemeinschaftsschule gleichermaßen auf Augenhöhe zu Wort. In dem moderierten Dialog konnten systematisch die Erkenntnisse bzw. Bewertungen aus Wissenschaft und Praxis als Basis für die parlamentarische Beratung herausgearbeitet werden“, sagten der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Peter Hauk MdL und der bildungspolitische Sprecher, Georg Wacker MdL, am Freitag (20. April) anlässlich des regionalen Bildungsforums der CDU-Landtagsfraktion in Heidelberg zu den Ergebnissen des ‚Qualitätsabgleichs Gemeinschaftsschule‘.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage Für die sogenannte Gemeinschaftsschule hatten wir den engen Berater der Landesregierung Peter Fratton für unseren ‚Qualitätsabgleich Gemeinschaftsschule‘ gewinnen können. Leider schlug die Kultusministerin unsere Einladung mit der Begründung aus, dass man erst diskutieren könne, wenn es Erfahrungen mit der sogenannten Gemeinschaftsschule gebe. „Das erhärtet unseren Verdacht, dass GRÜN/Rot ohne Plan und Ziel in die Umsetzung ihres ideologisch begründeten Prestigeprojekts geht. Sie riskiert offenkundig ein Schulexperiment zu Lasten der Menschen im Land“, berichtete Wacker. „Der ‚Qualitätsabgleich Gemeinschaftsschule‘ bot interessante Einblicke und entzauberte die sogenannte Gemeinschaftsschule als eine Schulart, welche die an sie gestellten hohen Erwartungen wohl kaum erfüllen kann. Wie uns der renommierte Berliner Bildungsforscher Prof. Dr. Rainer Lehmann berichtete, gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege für den Erfolg der sogenannten Gemeinschaftsschule. Es seien lediglich Hoffnung und Wünsche der Menschen – wie die völlige Chancengleichenheit, ein entspanntes Lernen ohne jeden Druck, die Integration von Risikogruppen – welche auf die Gemeinschaftsschule projiziert würden und diese vordergründig attraktiv erscheinen ließen“, berichtete Hauk.
Innovative Neuerungen bedingen keine Gemeinschaftsschule
Die beiden CDU-Politiker berichten, dass ein interessantes Ergebnis des ‚Qualitätsabgleichs Gemeinschaftsschule‘ gewesen sei, dass Peter Fratton sich davon überzeugt zeigte, dass innovative Neuerungen in jeder Schulstruktur – also natürlich auch im erfolgreichen differenzierten Schulwesen – möglich sind. Darüber hinaus habe aber Prof. Dr. Rainer Lehmann gewarnt, dass Bildungspolitiker nicht mit Kindern für ihre eigenen politischen Ziele experimentieren dürften. Insgesamt konnten wir feststellen, dass sowohl den Befürwortern wie auch den Skeptikern der sogenannten Gemeinschaftsschule eine möglichst gute Qualität des Unterrichts ein zentrales Anliegen ist. Weiter berichteten sie, dass sehr deutlich geworden sei, dass ein ‚längeres gemeinsames Lernen‘ niemandem nutzt. Es gebe keinen Beleg, dass eine längere gemeinsame Lernzeit von leistungsschwachen und leistungsstarken Schülern zu einem besseren Lernergebnis führen würde. Hingegen gebe es handfeste wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse, dass gute Schüler möglichst früh einer passenden Förderung bedürfen – ansonsten drohe ein Absinken des Niveaus.
Gemeinschaftsschulen bringen Kinder nicht besser zum Abitur
„Die Kultusministerin behauptet regelmäßig, dass an der Gemeinschaftsschule eine bessere Entkopplung von Herkunft und Bildungserfolg möglich würde. Auch diesen Traum ließ Prof. Dr. Lehmann platzen: Es gebe keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass in der Gemeinschaftsschule benachteiligte Kinder besser zum Abitur kommen. Sicher sei nur, dass so die Förderung aller Kinder misslingt! So würden in schwedischen Gesamtschulen zwar rund 85 % der Schüler das Abitur erreichen – die damit verbundene Studierfähigkeit wäre aber nur bei rund 15% gegeben. Der Mentor und Pate der baden-württembergischen Gemeinschaftsschule Peter Fratton konnte diesen wissenschaftlich fundierten Befunden nichts entgegensetzen“, so die beiden CDU-Politiker. „Die Ergebnisse des ‚Qualitätsabgleichs Gemeinschaftsschule‘ bestärken uns in der Überzeugung, dass die zentrale Herausforderung für unser differenziertes Bildungswesen in der noch weiteren Verbesserung von Unterricht und Schule sowie in einer noch besseren individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen liegen muss. Dabei kommt es bei der individuellen Förderung darauf an, dass jeder junge Mensch im Unterricht so gefördert wird, dass er seine Begabungen, seine Fähigkeiten und seine Kompetenzen bestmöglich entfalten und somit den bestmöglichen Bildungserfolg für sich selbst erzielen kann. Der nur ideologisch begründbare Weg der Einführung der Gemeinschaftsschule kann aus Verantwortung gegenüber den Eltern, Lehrern und vor allem den Schülern nur abgelehnt werden“, kritisiert Hauk.
Quelle / Copyright: CDU-Landtagsfraktion BW
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