Die Bildungspolitik stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Heidelberger Landtagsabgeordneten Werner Pfisterer mit Prof. Dr. Marion Schick, der baden-württembergischen Ministerin für Kultus, Jugend und Sport. „Wir sind Bildungsland Nummer 1“, sagte Schick zu Beginn ihrer Ausführungen, „das wurde nun mehrfach in vielen unabhängigen Studien bewiesen. Aber manchmal kann ich es auch schon nicht mehr hören, denn dies macht auch Druck, insbesondere Druck auf die Kinder. Mir ist schon zu Ohren gekommen, dass Eltern bereits in den Kindergarten mit Checklisten kommen, um vorab zu prüfen, ob ihre Kinder dort auch entsprechend gefördert und zum Lernen angehalten werden. Dazu sage ich: Lasst doch die Kinder noch Kinder sein.“
Zu den Plänen von Rot-Grün, das Bildungssystem zu ändern, meinte die Kultusministerin: „Warum sollten wir die Grundstruktur ändern, wenn sie so erfolgreich ist? Das ist völlig absurd. Natürlich ist nicht alles Milch und Honig in Baden-Württemberg, aber unser Bildungssystem ist absolut führend. Bei uns machen die meisten Schülerinnen und Schüler das Abitur, wir haben europaweit die geringste Jugendarbeitslosigkeit. Das spricht eine klare Sprache. Nach einer Studie der Universität Hohenheim sind die Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg am zufriedensten.“
Bildungsgerechtigkeit herrsche erst dann, wenn auch ein Akademikerkind ohne Not auch auf eine Realschule gehen könne. Das Bildungssystem in Baden-Württemberg sei fertig, wenn man für jeden jungen Menschen einen ganz individuellen Bildungsweg anbieten könne. Hier sei das Land auf einem sehr guten Weg: „Wir machen Maßanfertigung statt Massenkonfektion, bei uns gibt es vielfältige und unterschiedlichste Bildungsmodelle.“
Die Schülerinnen und Schüler von heute müssten bei Weitem mehr lernen als früher, Schule sei heute etwas komplett anderes. „Ich sehe dies auch in meiner eigenen Familie“, berichtete die Ministerin, „wenn beispielsweise meine Tochter eine Powerpointpräsentation vorbereitet. Es ist richtig, dass unsere Kinder viel zu tun haben. Wir leben ja auch nicht in einer Bananenrepublik, sondern in einem Hightech-Land, aber man muss die Schülerinnen und Schüler auch vor Überforderung schützen.“
Schick wandte sich dagegen, bei Problemen mit einzelnen Lehrern dies pauschal „auf die Lehrer“ in ihrer Gesamtheit zu projizieren. Die Lehrer von heute leisteten eine gute pädagogische Arbeit. Natürlich gäbe es auch Lehrer, die für diesen Beruf nicht geeignet seien. „Aber ich kenne auch Zahnärzte, die hätten auch besser einen anderen Job ergriffen“, so Schick lachend.
Hart ins Gericht ging die Ministerin mit den Ankündigungen von Rot-Grün. Alleine was der SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid bisher versprochen habe, betrage rund 1 Milliarde Euro. Schick: „Wir sind hier aber nicht in der Sendung `Wünsch Dir was´, das alles ist überhaupt nicht finanzierbar!“
Am Ende ihres Vortrags lobte die Ministerin den Heidelberger Landtagsabgeordneten Werner Pfisterer für seine politische Arbeit: „Ihr Abgeordneter ist erfrischend, er liebt es genauso wie ich, klare und offene Worte zu sprechen.“
Eine ausführliche Diskussion, unter anderem zu den Themen Inklusion, Fachkräftemangel und Zukunft der Realschulen, schloss sich an.
(Text/Fotos: Busse)