Europaweite Regelung für Kernkraftwerke wäre wünschenswert / CDU und FDP können den Wahlsieg am 27. März noch schaffen
In den Räumlichkeiten der KliBA Heidelberg fand am vergangenen Freitag, 18. März 2011, ein Interview der Rhein-Neckar-Zeitung mit EU-Energiekommissar Günther H. Oettinger statt. Der Heidelberger Landtagsabgeordnete Werner Pfisterer war hierbei ebenfalls zugegen. Oettinger wies im Rahmen des Gesprächs, das sich insbesondere um die Nutzung von Kernenergie drehte, darauf hin, dass insgesamt 143 Kernkraftwerke in der EU betrieben werden.
Er selbst trete für einen Sicherheitscheck und eine Sicherheitsoptimierung für alle Energieanlagen und Atomkraftwerke ein. Diese Untersuchungen sollen nach von der EU festgelegten Kriterien durch unabhängige Gutachter durchgeführt werden. EU-weit werden aktuell 30 % der Energie durch Kernkraftwerke erzeugt.
Oettinger: „Wer Europas Industrie kennt, der weiß, dass wir die nächsten Jahre oder Jahrzehnte auf Kernkraft zurückgreifen werden müssen. Dazu kommt die Entscheidungsautonomie der Mitgliedstaaten.“
Auf die Frage der Rhein-Neckar-Zeitung, ob der neue Atomkurs der Bundesregierung glaubhaft und nicht nur ein Wahlkampfmanöver sei, antwortete der EU Energiekommissar: „Die Neubewertung der Lage durch die japanische Katastrophe ist notwendig. Wenn nächste Woche in Brüssel die Staats- und Regierungschefs auf Initiative von Angela Merkel zusammenkommen, um über die Lage in Japan und die Konsequenzen daraus zu beraten, dann wird Frau Merkel mit Entschiedenheit ihre Position darstellen und das wird auch die Bürger überzeugen.“
Oettinger glaubt trotz der aktuellen Umfragen an einen schwarz-gelben Wahlsieg in Baden-Württemberg: „Eine größere Zahl von Wählern ist noch unentschieden, deshalb bleibt die Wahl spannend bis am Wahltag, 18.00 Uhr. Am letzten Wochenende hatten die CDU und die FDP ein klares Plus, jetzt die Verschlechterung angesichts der Kernkraftdebatte. Ich halte diesen Rückstand für aufholbar auf den letzten Metern.“
(Text/Fotos: Busse / Text auszugsweise aus dem vorliegenden Interview der RNZ)