Klartext von der neuen Kultusministerin – Prof. Dr. Marion Schick war vor Ort in Heidelberg und nahm kein Blatt vor den Mund

Klartext von der neuen Kultusministerin - Prof. Dr. Marion Schick war vor Ort in Heidelberg und nahm kein Blatt vor den MundDie neue Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Marion Schick, hält nicht viel von langen politischen Reden. Dies konnten aktuell die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Diskussionsveranstaltung, die unter dem Motto „Im Dialog mit der neuen Kultusministerin“ stand, erleben.

Auf Einladung des Heidelberger Landtagsabgeordneten Werner Pfisterer (CDU) war die Ministerin in das Foyer der SRH Hochschule nach Wieblingen gekommen, um bezüglich der Perspektiven der baden-württembergischen Bildungspolitik Rede und Antwort zu stehen. Nach bewusst kurz gehaltenen Grußworten von Werner Pfisterer MdL, dem Vorstandsvorsitzenden der SRH Holding Prof. Klaus Hekking und dem Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner ging die sehr eloquente und charmante Kultusministerin sofort in medias res und machte ihren Standpunkt deutlich: „Bildung ist und bleibt in Baden-Württemberg die Nummer 1. An Bildung darf nicht gespart werden.“ Der Etat des Kultusressorts liege bei 8,7 Milliarden Euro, jeder dritte Euro fließe in den Bildungshaushalt. „Sie können sich gar nicht vorstellen, mit wie vielen Geldforderungen im dreistelligen Millionenbereich ich im Rahmen meiner bisherigen Amtszeit bereits zu tun hatte,“ sagte Schick und betonte: „Bildungserfolg hat aber nicht nur mit Geld zu tun, sondern hängt vor allen Dingen von den Menschen ab, von den Erziehern, von den Lehrern.“

Prof. Dr. Michael Bantel, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats Heidelberg, nahm ebenso an der Diskussion teil wie zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer und Elternbeiräte. Viele Themen wurden angesprochen, unter anderem der Unterrichtsausfall. Schicks Antwort: „Ich hätte mich nicht hierher getraut, wenn nicht der Pflichtunterricht an baden-württembergischen Schulen im kompletten Land gesichert wäre. Natürlich kann es sein, dass einmal eine Schulstunde ausfällt, keine Frage. Wir sollten uns aber nicht an der Quantität des Unterrichts festbeißen, sondern die Qualität des Unterrichts in den Mittelpunkt stellen.“ Eine eindeutige Absage erteilte die Kultusministerin der Forderung des Deutschen Lehrerverbandes nach einer Unterrichtsversorgung von 110 Prozent: „Das ist eine tolle Forderung, das wünsche ich mir auch an Weihnachten! Bleibt die Frage: Wie soll das denn bitte finanziert werden?“

Schick redete nicht um den heißen Brei, sondern Klartext, beantwortete Fragen anschaulich und nachvollziehbar – und das kam an. So plädierte sie für die Beibehaltung des gegliederten Schulsystems: „Differenzierung und Individualisierung sind wichtig. Wenn ich nicht differenziere, dann mache ich etwas grottenfalsch. Man muss nur in andere Bundesländer oder ins benachbarte Ausland blicken.“

Die Bildungspolitikerin sprach sich für den Beamtenstatus von Lehrerinnen und Lehrern aus („Lehrer sein ist eine Profession. Und je mehr Menschlichkeit und Bezugsfähigkeit ein Lehrer hat, umso besser ist er.“), betonte die Wichtigkeit der Lehrerausbildung und wies darauf hin, dass auch dem Grundschullehramt besonderes Augenmerk geschenkt werde, die Regelstudienzeit auch dort zukünftig 8 Semester betragen werde: „Hier werden die Grundlagen einer erfolgreichen Schulausbildung gelegt.“ Zum achtjährigen Gymnasium (G8), das in allen Bundesländern bereits beschlossen ist und zeitversetzt umgesetzt wird, gibt es nach Ansicht der Ministerin keine Alternative mehr.

Parteipolitik hat nach Schicks Überzeugung in der Bildungspolitik übrigens nichts zu suchen, auch sie trage keine Parteibrille: „Diese ideologische Kiste müssen wir hinter uns lassen.“

Die Kultusministerin machte zum Abschluss der Diskussionsrunde noch einmal deutlich, dass das baden-württembergische Bildungssystem grundsätzlich sehr gut aufgestellt sei, insbesondere im Vergleich mit den anderen Bundesländern: „Aber auch wir können kein Geld drucken, auch wir müssen Prioritäten setzen.“ (mb)

Anlässlich des Besuchs der Kultusministerin wurde eine Sonderausgabe des Pfisterer-Newsletters „hd.report“ erstellt, der unter der Rubrik Newsletter als Download zur Verfügung steht.

 

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