Baden-Württembergs Wirtschaft wächst im ersten Halbjahr 2008 um 2,5 Prozent – Dr. Reinhard Löffler MdL: Wir sind immer noch Export-Lokomotive
Die baden-württembergische Wirtschaft legte zur Jahresmitte 2008 trotz der weltwirtschaftlichen Konjunkturrisiken ein robustes Wachstum vor. Nach Dr. Carmina Brenner, der Präsidentin des Statistischen Landesamtes und Vorsitzenden des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«,
die heute die Wirtschaftszahlen für das erste Halbjahr 2008 auf Länderebene der Presse vorstellte, ist die Südwestwirtschaft preisbereinigt um 2,5 Prozent gewachsen.
Wie bereits im Gesamtjahr 2007 konnte die Wirtschaft hier zu Lande damit erneut etwas kräftiger zulegen als im Durchschnitt aller Bundesländer, für die sich in der ersten Jahreshälfte 2008 eine Zunahme des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) – dem umfassenden Maß für die insgesamt erbrachten wirtschaftlichen Leistungen – von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab.
Der Vorsitzende des Wirtschafts-Arbeitskreises der CDU-Landtagsfraktion, Reinhard Löffler, bezeichnete die Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten „nach wie vor sehr gut im Ländervergleich.“ Die guten Prognosen seien das Ergebnis einer differenzierten und breitgefächerten Wirtschaftspolitik des Landes.
„Wir sind immer noch Deutschlands Exportlokomotive“, stellte Löffler fest. Die positiven Wirtschaftsdaten seien auch Resultat einer Zusammenarbeit mit China, wohin der Export innerhalb eines Jahres um 35 Prozent gestiegen ist. „Wirtschaft und Politik in unserem Land haben früh auf Asien als Partner gesetzt. Das zahlt sich nun angesichts der schwächelnden US-Wirtschaft aus.“ Um auch in Zukunft an der Spitze zu bleiben, setzt Löffler auf eine noch stärkere Intensivierung der Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft in sogenannten Clustern.
Im Bundesländerranking der Wachstumsraten zählt Baden-Württemberg im ersten Halbjahr 2008 zur oberen Hälfte der Länder mit überdurchschnittlich guter Konjunktur. Eine leicht stärkere Konjunkturdynamik als der Bundesdurchschnitt erreichten neben Baden-Württemberg auch Berlin mit ebenfalls plus 2,5 Prozent sowie Bremen, Hamburg und Niedersachsen mit jeweils 2,6 Prozent Wirtschaftswachstum. In der Spitzengruppe lagen das Saarland mit 3,4 Prozent, gefolgt von Bayern und Sachsen-Anhalt mit jeweils 2,8 Prozent BIP-Wachstum.
Südwestindustrie mit 4,4 Prozent Plus erneut wichtigster Wachstumsmotor der Konjunktur
Den robusten Konjunkturverlauf im ersten Halbjahr 2008 verdankt die baden-württembergische Wirtschaft vor allem dem anhaltend hohen, wenn auch etwas von der Auslandsnachfrage gebremsten Wachstumstempo der heimischen Industrie. Mit einem Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung (BWS) bzw. der wirtschaftlichen Leistung im Verarbeitenden Gewerbe um 4,4 Prozent in den ersten sechs Monaten 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum schloss die Südwestindustrie an ihren expansiven Wachstumskurs von 2007 weitgehend an. Aufgrund des hohen Wertschöpfungsanteils des Verarbeitenden Gewerbes von rund einem Drittel an der gesamten BWS aller Wirtschaftsbereiche in Baden-Württemberg, im Bundesländervergleich ist dies mit Abstand die höchste Industriequote (Bundesdurchschnitt = 23,4 Prozent), erwies sich die heimische Industrie erneut als zentraler Wachstumsmotor des Landes und trug wesentlich zu der günstigeren Halbjahreskonjunktur 2008 bei.
Stärkste Antriebskräfte unter den bedeutenden baden-württembergischen Industriebranchen waren in der ersten Jahreshälfte 2008 gemessen an der preisbereinigten Umsatzentwicklung insbesondere der anteilsstarke Maschinenbau mit einem Umsatzplus von gut 7 Prozent sowie der Bereich »Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und ‑einrichtungen, Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik«, der mit knapp 9 Prozent den höchsten Umsatzzuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielte. Einen überdurchschnittlich hohen Anstieg verzeichnete auch der Bereich »Metallerzeugung, -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen« mit einem Umsatzplus von knapp 8 Prozent.
Demgegenüber blieb die Umsatzentwicklung sowohl in der Chemischen Industrie (1,6 Prozent) als auch im hier zu Lande besonders bedeutenden Fahrzeugbau (3,3 Prozent) hinter dem im Verarbeitenden Gewerbe im bisherigen Jahresverlauf insgesamt erreichten Umsatzplus von rund 4,5 Prozent zurück.
Neben der schwungvollen Industriekonjunktur trugen auch die Dienstleistungsbereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung, der Großhandel sowie die Unternehmensdienstleister positiv zur Wirtschaftsentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2008 bei. Das Baugewerbe scheint sich merklich stabilisiert zu haben. Dagegen wiesen die Humandienstleistungen wie beispielsweise das Gesundheitswesen sowie das Gastgewerbe und das Kredit- und Versicherungsgewerbe, nur eine unterdurchschnittliche Entwicklung auf.
Auslandsgeschäft der Industrie weniger dynamisch
Wichtiger Tragpfeiler der hiesigen Wirtschaft ist einmal mehr der Export. Allerdings hat sich die Dynamik im Auslandsgeschäft vor dem Hintergrund der schwächeren Konjunktur in der für die heimische Exportwirtschaft bedeutenden EU-27 sowie den Vereinigten Staaten und Japan deutlich verringert. Erreichten die preisbereinigten Auslandsumsätze der Südwestindustrie im Vorjahr noch ein Plus von mehr als 8 Prozent, war der Umsatzanstieg im Auslandsgeschäft in den ersten sechs Monaten des Jahres 2008 mit 5,3 Prozent deutlich schwächer.
Die Inlandsumsätze erhöhten sich bis zur Jahresmitte 2008 preisbereinigt mit 4,2 Prozent zwar etwas verhaltener, gewannen jedoch gegenüber der Entwicklung in 2007 (+3,6 Prozent) leicht an Fahrt.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2008 nach Feststellung des Statistischen Landesamtes Waren im Wert von nominal rund 79 Milliarden Euro aus Baden-Württemberg exportiert. Dies entspricht einem Anstieg von gut 6 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der größte Anteil, insgesamt rund 60 Prozent der baden-württembergischen Ausfuhren, ging in den ersten sechs Monaten des Jahres in die Länder der Europäischen Union. Mit rund 5 Prozent Plus war dies nur ein leicht unterdurchschnittlicher Anstieg. Überaus stark zugelegt hat demgegenüber der Außenhandel in die europäischen Länder außerhalb der EU-27 (+12 Prozent) sowie nach Asien (+13,5 Prozent) und hier vor allem nach China (+35 Prozent), inzwischen der wichtigste Absatzmarkt für baden-württembergische Produkte im asiatischen Wirtschaftsraum.
Dagegen gingen die baden-württembergischen Exporte in die Vereinigten Staaten und nach Japan um gut 7 bzw. rund 8 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres zurück. Das hohe Exportminus bei den USA dürfte wohl neben dem schwachen US-Dollar maßgeblich auch durch die Konjunkturabschwächung aufgrund der anhaltenden Finanzkrise auf dem amerikanischen Immobilien- und Kreditmarkt bestimmt sein.
Mehr Beschäftigte in der Südwestindustrie
Der Beschäftigungszuwachs in der baden-württembergischen Industrie hält weiter an. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007 nahm die Zahl der Beschäftigten in der Südwestindustrie um beachtliche 31 000 Personen (+2,9 Prozent) zu. Insgesamt waren damit im Durchschnitt der ersten sechs Monate 2008 rund 1 113 000 Personen in den hiesigen Industriebetrieben beschäftigt.
Unter den bedeutenden Industriebranchen kam es insbesondere im Maschinenbau, der beschäftigungsstärksten Branche in der Südwestindustrie, zu deutlichen Personalzuwächsen. Sie steigerte ihren Personalbestand im Durchschnitt der ersten Jahreshälfte um 12 900 auf 263 500 Beschäftigte (+5,1 Prozent). Der Bereich »Metallerzeugung, ‑bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen« verzeichnete ein Plus von 6 800 Beschäftigten oder 5,4 Prozent und der Fahrzeugbau konnte seinen Personalbestand um 10 800 Personen (+4,7 Prozent) ausbauen.