Positive Entwicklung in Baden-Württemberg: mehr Studienanfänger als im Vorjahr – Veronika Netzhammer MdL: Weiterhin Handlungsbedarf zur Behebung des Ingenieurmangels
In Baden-Württemberg hat sich die Zahl der Studienanfänger in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften im Studienjahr 2007/2008 (Sommersemester 2007 und Wintersemester 2007/2008) gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent auf 12.767 erhöht.
Um dem einschlägigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen jedoch weiterhin alle Anstrengungen unternommen werden, begonnen an den Schulen, wo das Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Berufen vermehrt geweckt werden sollte.
Diese Forderung hat der Wirtschaftsausschuss des Landtags auf seiner Sitzung am Mittwoch, 16. April 2008, anlässlich der Beratung eines entsprechenden Antrags der FDP/DVP-Fraktion erhoben.
Wie die Vorsitzende des Ausschusses, die CDU-Abgeordnete Veronika Netzhammer, mitteilte, haben nach den vorläufigen Zahlen im Studienjahr 2007/2008 insgesamt 12.767 Abiturienten ein ingenieurwissenschaftliches Studium aufgenommen, davon 4.166 an den Universitäten und vergleichbaren Hochschulen, 6.119 an den Fachhochschulen und 2.482 an den Berufsakademien des Landes.
Die Gesamtzahl der Studienanfänger sei im selben Zeitraum bei 55.633 gelegen. In den Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften sei die Zahl der Studienanfänger mit 9.204 gegenüber dem Vorjahr (9.800) leicht rückläufig. „Es besteht nach wie vor ein erheblicher Handlungsbedarf, Kinder und Jugendliche frühzeitig an technische und naturwissenschaftliche Fächer heranzuführen“, betonte Netzhammer.
Denn Befragungen zeigten eine sehr geringe Neigung bei künftigen Studienberechtigten, ein Studium im Bereich der Ingenieur- oder Naturwissenschaften aufzunehmen. Einer bundesweiten Untersuchung zufolge planten ein halbes Jahr vor Schulabgang lediglich sechs Prozent dieser Schülerinnen und Schüler ein Maschinenbaustudium, vier Prozent ein Mathematik- oder Informatikstudium und nur zwei Prozent ein Elektrotechnikstudium.
Das Wecken des Interesses an technischen und naturwissenschaftlichen Berufen müsse, gerade auch bei Mädchen, im Elternhaus einsetzen und dann über vorschulische, schulische und begleitende Maßnahmen aufgebaut und vertieft werden. Deshalb seien in der vergangenen Legislaturpe-riode acht neue Standorte für Technische Gymnasien eingerichtet worden. Die Schü-lerzahlen hätten sich um 30 Prozent erhöht. Eine weitere Maßnahme sei z. B. auch die Einrichtung von mittlerweile 29 Schüler-Akademien, die als Kooperationsmodell von Schule, Hochschule und Wirtschaft betrieben werden. Von einem zunehmenden Ingenieurmangel könnte sogar eine Gefährdung für die Innovationskraft des Landes Baden-Württemberg ausgehen, erklärte Netzhammer.
Laut Institut der Deutschen Wirtschaft fehlten im Jahr 2006 in Deutschland 48.000 Ingenieure. In Baden-Württemberg sei das Defizit mit über 12.000 Ingenieuren am höchsten gewesen. Verschärfen könne sich der Fachkräftemangel auch aufgrund der demografischen Entwicklung, denn nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg gehe die erwerbsfähige Bevölkerung in Baden-Württemberg ab dem Jahr 2012 zurück. Aufgrund des Fachkräftemangels reduziere sich auch das Wirtschaftswachstum um ein Prozent.
Wegen des Fachkräftemangels müssten die Unternehmen verstärkt auf die Potenziale älterer Beschäftigter zurückgreifen, so die Ausschussvorsitzende weiter. Erfor-derlich sei eine ständige bedarfsgerechte Qualifizierung der älteren Beschäftigten.
„Allerdings muss die permanente berufliche Weiterbildung bereits heute bei den jüngeren Beschäftigten beginnen“, sagte Netzhammer.
Ein weiteres wesentliches Handlungsfeld sehe der Ausschuss in der Gewinnung ausgebildeter Ingenieurinnen, die nicht mehr in ihrem Beruf arbeiteten, derzeit seien dies 39 Prozent allein in Baden-Württemberg. Es sei eine Studie in Auftrag gegeben, was die Ursache für die hohe Drop-out-Quote sei.
„Ein Grund liegt hier sicherlich in der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, meinte Netzhammer. Besonders wichtig seien für die Unternehmen auch Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die frühzeitige Kontaktierung von Nachwuchskräften, etwa durch Praktika während des Studiums, und die verstärkte Zusammenarbeit in Netzwerken und Clustern. Begrüßenswert sei, so Netzhammer, dass durch das Ausbauprogramm der Landesregierung „Hochschule 2012“ an den Hochschulen und Berufsakademien in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2012 rund 16.000 zusätzliche Studienanfängerplätze entstünden.
Hierbei würden ingenieurwissenschaftliche Studienplätze deutlich überproportional berücksichtigt.
Quelle: Landtagspressestelle und CDU-Landtagsfraktion BW