Die Straßenbahn Kirchheim ist nun seit einigen Monaten in Betrieb. Im Rahmen einer Anfrage hat sich der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Pfisterer in seiner Funktion als Stadtrat an die Stadt Heidelberg gewandt und bat um Beantwortung folgender Fragen:
1. Gibt es bereits Erhebungen über die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer? Falls nein, in welchem Zeitraum beabsichtigt die Stadt Heidelberg Erhebungen durchzuführen, auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der Straßenbahn?
2. Wie ist der derzeitige Sachstand hinsichtlich der Weiterführung der Strecke nach Süden? Ist Ihnen bekannt, wann beziehungsweise ob die Stadt Walldorf und die Gemeinde Sandhausen einen Anschluss an die Strecke beschließen?
Die Stadt Heidelberg beantwortete Pfisterers Fragen wie folgt:
1. Nutzerzahlen
Im gesamten Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar GmbH (VRN) werden derzeit die Fahrgastzahlen erhoben, um die Einnahmeberechnung und Fahrgelderlösverteilung zu aktualisieren. In Heidelberg liegt die Hauptbefragungszeit im September/Oktober 2007, weil das Ende der Fahrbahn- und Gleissanierung in Neuenheim und Handschuhsheim abgewartet werden sollte. Ausgewertete Ergebnisse für ganz Heidelberg liegen im Sommer 2008 vor. Wir werden beim VRN anfragen, ob die Zahlen für die Linie 26 in einer Sonderauswertung schon früher bereitgestellt werden können. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) beobachtet nach der unbefriedigenden Startphase mit unzuverlässigen Fahrzeiten und teilweise noch schlecht zugänglichen Haltestellen derzeit einen Anstieg der Nutzerzahlen auf der Linie 26. Der Verkehrsbetrieb bereitet ergänzend eine Kampagne vor, die nach der Sommerpause zur weiteren Steigerung der Nachfrage beitragen soll.
2. Netzverlängerung Sandhausen/Walldorf
Für die Straßenbahn Kirchheim ist die Verlängerung nach Sandhausen
vorteilhaft, weil neben dem Qualitäts- und Nachfragesprung für und aus Sandhausen auch die Kunden aus den Buslinien 720 und 721 leichter zu gewinnen wären. Im Nahverkehrsplan des Rhein-Neckar-Kreises sind die Schienennetzausbauten Nussloch – Wiesloch und Sandhausen – Walldorf benannt. Es liegen Vorstudien und Nutzen-Kosten-Betrachtungen für beide Vorhaben vor.
Die veraltete Nutzen-Kosten-Betrachtung für die Osttrasse ab Leimen / Nußloch wies positive Werte aus. Die Machbarkeitsstudie und Nutzen-Kosten-Betrachtungen vom Dezember 2003 für die Trasse Sandhausen – Walldorf ist bis Sandhausen knapp positiv und insgesamt förderfähig. Eine Realisierung wird vom Gutachter aber nicht empfohlen.
Im Frühjahr 2007 wurde eine Nutzen-Kosten-Untersuchung vorgelegt, die beide Vorhaben als Ringverkehr in Walldorf-Wiesloch verknüpft. Deren Ergebnisse sind bei Annahme eines Zehn-Minutentaktes im Ringverkehr negativ.
Politische Folgebeschlüsse im Kreis und in den Gemeinden sind nicht bekannt.
Pfisterer: „Festzuhalten bleibt: Das Gesamtkonzept der ehemaligen Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber, das gerade auch mit dem Ausbau und der Verbesserung der Infrastruktur in und um Heidelberg und mit der Anbindung an die Umlandgemeinden begründet wurde, ist als gescheitert zu beurteilen. Die Anwohner Kirchheims haben nun eine Doppelbelastung, denn das Umland muss auch weiterhin mit Bussen angefahren werden. Ich werde sehr aufmeksam verfolgen, wie sich die Nutzerzahlen der Straßenbahn Kirchheim, einem kostenspieligen Projekt, das Heidelberg nie gebraucht hätte, entwickeln werden.“