„Wir verlieren viel Zeit auf der Straße, die wir lieber bei den Menschen verbringen würden. Momentan kommt es vor, dass wir eine Stunde zusätzlich im Auto sitzen“, so eine der Pflegerinnen.
Eckart Würzner und Werner Pfisterer lobten ausdrücklich das Engagement der Katholischen Sozialstation. Für viele ältere Menschen seien die Besuche der Pflegerinnen und Pfleger der einzige soziale Kontakt. Dies sei zwar traurig, aber heute leider vielerorts die Realität.
„Ich hatte das Glück, in einer intakten Familie aufzuwachsen, in der drei Generationen unter einem Dach lebten“, so Würzner. Heute werde diese Gruppe von „Mehr-Generationen-Häusern“ immer seltener und so sei die Versorgung älterer Menschen in ihren eigenen vier Wänden oft nur schwer zu realisieren.
Auch Werner Pfisterer war voll des Lobes, schließlich werde seine Mutter auch durch die Sozialstation betreut und sie habe nur Gutes zu berichten.
Kritik gab es von Würzner für die Systematik mancher Leistungen der Pflegeversicherung. So sei es für die Kommunen kostengünstiger, Menschen in einem Pflegeheim unterzubringen, als sie zuhause zu versorgen. Dabei legen viele Seniorinnen und Senioren gerade Wert darauf, ihr bekanntes Umfeld nicht verlassen zu müssen.
„Daher möchte ich in jedem Stadtteil altengerechtes Wohnen möglich machen“, so der Umweltbürgermeister. Als Paradebeispiel nannte er hierbei den Stadtteil Pfaffengrund, in dem die Möglichkeit von selbst bestimmtem und barrierefreiem Wohnen gegeben ist.
In der regen Diskussion wiesen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialstation kritisch auf den immer weiter steigenden bürokratischen Aufwand hin. Hinzu komme noch der steigende Zeitdruck durch die Pflegeversicherung. Diese schreibe minutengenau vor, wie lange die Behandlung eines Patienten dauern dürfe. Soziale Kontakte und Unterhaltungen seien daher nur noch während der Behandlung möglich. Neben dem immer schlechter werdenden Verhältnis von Pflege zu Bürokratie sei auch der wirtschaftliche Aspekt ein großes Problem.
Die Katholische Sozialstation muss für ihre Dienste finanziell in Vorleistung treten und leider werden die Kosten in letzter Zeit häufiger nicht von den Krankenkassen übernommen. Eine für Eckart Würzner äußerst unerfreuliche Entwicklung, die so nicht weiter gehen könne.
Doch auch zahlreiche andere Fragen konnte Bürgermeister Würzner in der lebendigen Diskussion beantworten. So wies eine junge Mitarbeiterin auf die Öffnungszeiten der Kindergärten in der Stadt hin, die es ihr unmöglich machen, zeitgleich mit ihren Kolleginnen und Kollegen morgens mit der Arbeit zu beginnen.
Dr. Würzner sagte auch hier zu, sich für eine Verlängerung der Öffnungszeiten einzusetzen.
Gegenstand der Diskussion war ferner der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Heidelberg, der Zustand der Schulgebäude und die schlechte Nahversorgung einiger Stadtteile hier speziell am Beispiel des Emmertsgrunds. Eckart Würzner stand hierbei gerne Rede und Antwort.
Abschließend bedankten sich Vorstand Möller und Geschäftsführer Becker für den Besuch und luden Würzner und Pfisterer ein, auch in Zukunft in engem Kontakt mit der Katholischen Sozialstation zu bleiben, um Probleme in der Alten- und Krankenpflege schon im Vorfeld zu erkennen und aus der Welt zu schaffen.