Der Mensch hat eine besondere Begabung, das, was er in seinem Kopf vorfindet, wahrer anzusehen als das, was er mit den Augen sehen könnte, wenn er sie aufmachte – dieses Zitat des langjährigen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel
passt auf den momentanen internen Profilierungswahlkampf der beiden SPD-Bewerber um die Kandidatur für das Landtagsmandat. Beide versuchen, sich gegenseitig im Beschimpfen der baden-württembergischen Landesregierung zu übertreffen, wohl in der (hoffentlich irrigen) Annahme, dafür gibt es von der SPD-Basis bei der Nominierungsveranstaltung Punkte. Fakt ist: Das Land Baden-Württemberg hat im Jahre 2004 rund 2,14 Mrd. € in den Länderfinanzausgleich eingezahlt (Platz 2 der Zahlerländer). Seit 1950 hat Baden-Württemberg rund 50 Mrd. € für die Unterstützung finanzschwächerer Länder aufgewandt. Ohne den Länderfinanzausgleich wäre Baden-Württemberg nicht nur im Jahr 2004 vollständig ohne neue Schulden ausgekommen, sondern stünde insgesamt schuldenfrei da. Ob dies unter einer SPD-Landesregierung auch so gekommen wäre? Ich schlage den beiden SPD-Bewerbern vor, den Blick besser nach Berlin und auch nach Heidelberg zu richten. In Heidelberg wollen sich die Heidelberger SPD-Oberbürgermeisterin und ihre Gefolgschaft viele Träumereien leisten (Stichworte: Straßenbahn nach Kirchheim, Burelli-Tunnel und vieles mehr) und wundern sich, dass aus ihren Träumen finanzielle Alpträume werden. Es wäre besser, sich darum zu kümmern, dass nicht auch das Projekt Bahnstadt im finanziellen Chaos endet. In Berlin hat die SPD-geführte Bundesregierung die seit Bestehen der Bundesrepublik höchste Arbeitslosigkeit zu verantworten, über 5 Millionen Menschen sind arbeitslos gemeldet, viele Familien und Kinder betroffen. Rot-Grün macht arm und arbeitslos – dieser Slogan ist vielerorts zu hören. Zukunftsgerichtete Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik? Fehlanzeige. Aber vielleicht braucht man ja ein Visum… Getreu der alten Weisheit – Warum in die Ferne schweifen…- empfehle ich in diesem Sinne den beiden SPD-Bewerbern, zukünftig den Adressaten ihrer Schimpfkanonaden in den eigenen Reihen zu suchen. (Leserbrief von Werner Pfisterer auf den Leserbrief der SPD-Stadträtin Dr. Anke Schuster in der RNZ vom 14.02.05 und auf den Artikel des SPD-Landtagsabgeordneten Claus Wichmann (Disharmonisches Streichkonzert, ebenfalls RNZ vom 14.02.05).
Leserbrief: Warum in die Ferne schweifen..
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