Biotechnologie ist einer der zukunftweisenden Wirtschaftszweige, und in Deutschland ist es ein besonders aktuelles Thema. Orpegen Pharma entwickelt in Heidelberg nicht nur pharmazeutisch „Peptide auf Bestellung“, also „Medikamente aus dem Körper“.
Klinische Diagnose, biotechnologische Produktion und Forschung auf Bestellung gehören ebenfalls zum Aufgabenbereich von Orpegen. Der Gründer von Orpegen, Prof. Dr. Christian Birr, hatte die Abgeordneten Werner Pfisterer MdL und Dr. Karl A. Lamers MdB eingeladen, das Unternehmen zu besichtigen. Die Stadträte Klaus Weirich, Yvonne Eismann-Knorr, Monika Frey-Eger sowie Manfred Benz waren auch zugegen; sie wurden begleitet vom Vorsitzenden der CDU Ziegelhausen Alexander Föhr, Pressereferent Frank Plamboeck und der Gemeinderatskandidatin Rosemarie Pawlitschek. Ihnen allen boten sich spannende Einblicke in die Biotechnologie. Birr lobte eingangs, dass der Kontakt zum Gemeinderat nie abgerissen sei und sprach von einem „symbiotischen Verhältnis“. Seit 1982 sitzt der Global Player in Heidelberg, und seit 1984 entwickelt er hier chemische Produkte wie Peptide (kleine Eiweiße). Weltneuheiten in der Diagnostik gehen auf Orpegen zurück, und strenge eigene, nationale sowie internationale Kontrollen gewährleisten Qualität und Sicherheit. Birr stellte die Geschäftszweige seiner Firma und die Veränderungen vor: Machte 1999 die chemisch-pharmazeutische Produktion noch 68 Prozent aus, so waren es 2003 nur noch 31 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Biotechnologie-Anteil von 7 auf 19 Prozent. 70 Mitarbeiter arbeiten heute bei Orpegen, die Expansion des Unternehmens ist überall spürbar. Es wird angebaut, aber neue Büroräume werden dennoch dringend benötigt – „die Nachzügler der Lebensmittelanstalt auf dem Gelände sollten eigentlich nicht hier, sondern in Karlsruhe sitzen“, so Birr. Das Hauptproblem ist für Orpegen jedoch die schleppende Kreditvergabe durch die Banken, Birr sieht hier dem Ruf nach „Biotech“ als bedeutender Wirtschaftsfaktor der Zukunft keine Taten folgen. Von den Leistungen und der Dynamik der Firma konnten sich die Besucher im anschließenden Rundgang überzeugen: Im Neubau wird oben schon geforscht, während unten noch die Handwerker werkeln und die Gesamtabnahme des Baus noch aussteht. Überraschend war die klassische Musik im großen Technikraum, die ihn laut Birr „zu einer Technik-Kathedrale machen“ soll. Für Heiterkeit sorgte die Fahrt mit dem Lastenaufzug in die Forschungsetage des Neubaus, da die anderen Zugänge noch nicht freigegeben sind. Birr ließ eine kleine Gruppe mit Pfisterer, Lamers, Frey-Eger und Pawlitschek in die Schutzanzüge steigen, und einige Wissenschaftler führten sie durch die Etage. Mit einem komplexen System aus Schleusen und Filteranlagen wird Luft rein gehalten, alle Geräte müssen aufwändig sterilisiert werden. Die umständliche Prozedur des An- und Entkleidens führt laut Birr dazu, „dass man es sich rechtzeitig überlegen muss, wenn man auf’s Klo muss – das Auschecken dauert eine halbe Stunde“. Die Besucher zeigten großes Interesse für die Vorgänge in Forschung, Entwicklung und Produktion. Für Lamers „ist das, was Sie mit Orpegen hier geleistet haben, sehr beachtlich“, und er lobte das Unternehmen als „Ausnahmeerscheinung in dem Bereich“. Er erinnerte an die Preise, die Birr für seine Forschungen bekommen hat – der Professor wurde 1995 von der Bundesregierung in den Rat für Forschung und Innovation berufen. Birr bedauert, nicht mehr Teil eines solchen Rates zu sein, „denn heute scheint da einiges nicht in die richtige Richtung zu laufen“. Pfisterer bescheinigte Orpegen eine „enorme Leistungsfähigkeit, schließlich haben nicht viele Firmen in dem Bereich überlebt“. Er sagte, man sei „froh und dankbar, dass Sie hier geblieben sind, obwohl Sie hätten gehen können“. Bei Orpegen beabsichtigt man nicht, zu gehen – im Gegenteil, es wird – allen Hindernissen zum Trotz – expandiert.
Autor: Frank Plamboeck