Noch bevor auch nur der erste Meter Straßenbahnschiene nach Kirchheim verlegt wird, scheint das Ende der Linie 6 bereits gekommen.
Denn ein Bus völlig ohne Räder soll zukünftig den öffentlichen Personennahverkehr durch die Schwetzinger Straße in Kirchheim attraktiver machen. Das „schwebt“ der Heidelberger CDU-Fraktion vor, die sich am heutigen Dienstag auf der geheimen Teststrecke eines namhaften baden-württembergischen Busherstellers über den Prototyp des Magnetbusses 0M 705 XL vor Ort informieren wird. Das in der Erprobung weit fortgeschrittene und bisher noch geheim gehaltene Modell sollte eigentlich erst zur Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt vorgestellt werden. Doch wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Jan Gradel gegenüber der Presse erklärte, „war der Hersteller bereit, uns vorzeitig einen Einblick zu gewähren. Denn der Leiter der Entwicklungsabteilung ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kirchheimer Strecke eine ideale Versuchsstrecke für einen Pilotbetrieb darstellen würde.“
In mehreren Vorgesprächen mit der CDU-Fraktion unter Einbeziehung der hauseigenen Ingenieure war das Unternehmen zu dem Ergebnis gelangt, dass man mit dem Magnetbus in Heidelberg optimale Ergebnisse erzielen würde. „Der mit Brennstoffzellen bestückte Bus wird durch Funksignale vom Fahrzeug aus gesteuert, wobei der Antrieb allerdings unter der Straße in Form von Magnetspulen verlegt wird.“
Für den Heidelberger Landtagsabgeordneten Werner Pfisterer, der sich seit Jahren gegen die Straßenbahn nach Kirchheim ausspricht, „ist diese Entwicklung ein großer Wurf zur richtigen Zeit. Nun können wir das leidige Thema Straßenbahn endlich zu den Akten legen. Ich hoffe, dass auch Oberbürgermeisterin Beate Weber jetzt ihr Herz für die Kirchheimerinnen und Kirchheimer entdeckt.“ Auch der Kirchheimer Stadtrat Manfred Benz ist von der Idee überzeugt: „Ein ebenso geräuschloses wie erschütterungsarmes und abgasfreies Verkehrsmittel würde unser Zentrum erheblich aufwerten.“
Für den Haushaltsexperten Gradel hätte das Projekt noch einen zusätzlichen Vorteil: „Neben dem Zuschuss aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) von bis zu 85 Prozent können wir noch mit Mitteln aus dem Wissenschaftsministerium und einem großzügigen „Vorserien-Rabatt“ durch den Hersteller rechnen. Insgesamt soll der Schwebebus dadurch nicht teurer werden als die Straßenbahn. Einziger Haken dieser Konstruktion, so gibt Gradel zu: „In den ersten Betriebsmonaten müssen wir mit Anlaufschwierigkeiten rechnen, so dass ein paralleler Busbetrieb mit den herkömmlichen Dieselfahrzeugen aufrecht erhalten werden muss. Vertraglich soll allerdings geregelt werden, dass das System nach spätstens sechs Monaten fehlerfrei läuft.“ Daneben wird es während der Bauphase von 13 Monaten zu erheblichen Behinderungen in der Schwetzinger Straße kommen, denn unter dem Asphalt werden in Zukunft die Magnetspulen liegen, die den Bus „in der Spur“ halten und vorwärts bewegen. Aber, so Pfisterer zuversichtlich, „das Ergebnis wird nachher garantiert alle zufrieden stellen!“