Berufsverkehr – ein Computerspiel?

Nichts geht mehr, wenn der Berufsverkehr durch Heidelberg rollt – oder besser: Steht. Immer wieder müssen die Computer der Ampelanlagen als Schuldige „den Kopf hinhalten“, wenn nichts mehr geht. Zu unrecht, wie der Heidelberger CDU-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Pfisterer belegt.


Ein Leserbrief in der Rhein-Neckar-Zeitung brachte es wieder einmal an den Tag: „Ampelschaltungen werden von Computern vorgenommen und nicht von Bürgermeistern oder Fraktionsmitgliedern irgendeiner Partei.“ Die Computer erhielten ihre Programme von Verwaltungsmitarbeitern und Mitarbeitern von Spezialfirmen. Sind Heidelbergs Autofahrer also einer dunklen Verschwörung von Software-Sadisten ausgeliefert? „Na, das wäre eine schöne Demokratie, wenn weder die gewählten Stadträte noch die Oberbürgermeisterin Einfluß darauf hätten, obwohl sie die Verantwortung dafür tragen“, so der Heidelberger Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Pfisterer. In einer Antwort auf eine Anfrage Pfisterers vom 8. Juni 1999 hat die Oberbürgermeisterin selbst Klarheit geschaffen: Sie besitzt den notwendigen Einfluß, und übt ihn, mit zweifelhaftem Erfolg, auch aus. Im Januar war um den Hauptbahnhof die Welt noch halbwegs in Ordnung. Es gab die täglichen Staus, aber die Autofahrer hatten sich bereits daran gewöhnt. Das war wohl in den Augen der SPD-OB ein zu flüssiger Verkehr. So ließ sie noch ein „bisschen mehr“ Vorrang für Busse und Straßenbahnen einprogrammieren. Der Erfolg trat sofort ein: Lange Staus bis fast nach Handschuhsheim und auf die Montpellier-Brücke. Die Polizei war es dann, die die Staus regelmäßig per Handregelung zu bändigen versuchte. Im Juni ließ sie dann wieder das alte Programm einspielen. Ein weiteres Lichtspiel befindet sich an der Franz-Knauff-Straße: Die rot-grüne Gemeinderatsmehrheit ließ dort eine Ampel aufstellen, obwohl der Verkehr flüssig lief, die Kreuzung nicht als Unfallschwerpunkt bekannt war. Sie hat den Verkehrsfluss unterbrochen und staut nun den Verkehr auf, ohne mehr Sicherheit zu bringen. Im Rathaus ist dieser Missstand bekannt: „Auf meine Anfrage vom 20. Juli, bekam ich die Zusage, die Schaltung werde bis zum 13. August verbessert“, so CDU-Stadtrat Pfisterer: Erkennbar geändert hat sich seither nichts. Für Pfisterer lautet die Lösung: „Abschalten und abbauen.“ Keine Verschwörung also, sondern eine demokratisch gewählte Oberbürgermeisterin und die Fraktionen der SPD und der Grünen im Gemeinderat verantworten den Lichtwechsel zwischen rot, gelb und grün. Dabei kam die Sache mit dem Computer gerade jetzt so günstig: Die SPD-Fraktion hat nämlich, keine acht Wochen vor der Kommunalwahl, plötzlich ihr Herz für die automobilen Zeit-„genossen“ entdeckt. Die Genossen wollen sich plötzlich nicht mehr mit den künstlichen „Langsamfahrstellen“, unnützen Ampelanlagen, zurückgebauten Straßen und Parkplätze, Busspuren, sowie überbreiten und wenig genutzten Radwegen im ganzen Stadtgebiet in Verbindung gebracht werden. In Zukunft wollen sie sich dem Verkehrsfluss verschreiben, die Probleme lösen helfen, die sie in den vergangenen Jahren selbst geschaffen haben. Hier will sich nach Ansicht Pfisterers „der Bock zum Gärtner machen.“ Wahrscheinlicher sei, dass nach einer kleinen Schamfrist die Verkehrsbehinderungen der nächsten Generation installiert würden. Für CDU-Stadtrat Pfisterer ist klar: Mit Computern lässt sich auch wunderbar eine „Grüne Welle“ schalten: „sberflüssigen Ampeln ziehen wir einfach „den Stecker raus“. Darüber herrscht in seiner Fraktion seit langer Zeit Einigkeit. Wenn die Kommunalwahl am 24. Oktober neue Mehrheitsverhältnisse bringt, werden auch die Ampelcomputer eine andere Sprache sprechen…

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